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4. Kellers Alptraum


KELLER
YSDI
BALWOK
MCKAY

Seit einer Weile schon befand sich Roland Keller, Mitarbeiter des Archäologischen Institutes der Föderation (Mars), auf Durinia VI. Der Planet lag weitab der Standardrouten der Föderation und in den letzten zwei Monaten hatte er nur ein Schiff der Oberth-Klasse mit seinen Instrumenten entdecken können, dass sich wohl auf Kartographisierungsmission befanden.

Die Ruinen einer ausgestorbenen Rasse, in denen er sein Lager aufgeschlagen hatte, bildeten eine Art Tabuzone für die Eingeborenen, ein Volk von Wesen, deren Biologie auf Silikaten zu basieren schien. Sein Tricorder lieferte keine vernünftigen Daten, aber die Wesenheiten, aus einer Laune der Natur heraus, nahmen äußerlich die Form von Menschen an, von vier Meter großen Menschen...

Roland nahm an, dass sie auf die "Grund-DNA" einer Rasse gestoßen waren, die laut den Forschungsdaten der USS Enterprise - D ihre DNA-Muster auf jedem Klasse-M-Planeten der Galaxie ausgestreut hatten und Durinia VI war ein Klasse M Planet. Eigentlich war er hierher gekommen, um die Ruinen zu untersuchen, die ein ausgestorbenes Volk hinterlassen hatte, doch hatte sich herausgestellt, dass die Steinwesen, von keinem Sensor als Lebensform klassifiziert, ähnliche Architektur hatten, als seien sie eine neue Generation des alten Volkes. Er weitete seine Forschungen auf dieses Volk aus und hatte schon einige Daten gesammelt, wenngleich es schwer war, genaueres herauszufinden, ohne die 1. Direktive zu verletzen.

Opfergaben, die das fremde Volk in einen Bergsumpf warf, wurden von ihm geborgen, repliziert und wieder in den Sumpf gegeben und aus der Abfallhalde des Volkes - einer Schlucht im Gebirge, waren auch einige Exponate zu finden. Eigentlich war dies hier seine Urlaubszeit, aber er kam nicht aus seiner Aufgabe heraus und Durinia VI war hierbei durchaus praktisch. Vor einiger Zeit, zwei Wochen, hatte er auch endlich eine Möglichkeit gefunden, sich durch das Territorium zu bewegen, ohne allzu sehr aufzufallen, wie er es mit seinem Shuttle sicherlich getan hätte.

Ein Reptil, mittlerweile nannte er es Nachtechse, hatte sich für Humanoide "normaler" Proportionen als fähiges Reittier erwiesen, zumal die Raubechse ihm gegenüber keine Aggressionen zeigte, ja, sogar mit ihm jagen ging. Ein Tier, dass er vielleicht sogar behalten würde, wenngleich dies auch einen Eingriff in die Fauna der Welt war, auf der anderen Seite wäre das Tier mittlerweile vielleicht an Verletzungen gestorben, die es sich beim Jagen zugezogen hatte... Nicht, dass er das jemanden hätte erklären müssen und bis er von der USS Excalibur, einem Schiff der Nova-Klasse, abgeholt wurde, dauerte es ja noch eine Weile. Bis dahin konnte er sich ja entschieden...

---WELTRAUM

Ein kleines Shuttle flog mit Warp 2 durch das All. An Bord waren ausnahmslos drei Crewmitglieder der USS Mirage. Der Schiffscounselor McKay hatte an einer Konferenz auf Telaus III teilgenommen, um die die Telauer wegen eines offenen "Problems" gebeten hatten. Da dieses "Problem" vor allem mit einem Orden, der von Tagedieben über Gauner bis hin zu Piraten alles beherbergt, im Zusammenhang steht, hatte McKay Ba'Rina Balwok von der Sicherheit dabei. Um die Sache abzurunden unterstützte der Android Ysdi das Duo.

Die Konferenz wurde am vorherigen Tag abgeschlossen und so waren die drei seit wenigen Stunden auf ihren Rückweg zur Mirage. Die Reise sollte etwa 5 Tage dauern.

"Haben Sie nicht bemerkt, wie verstrickt die kulturellen Sitten und Rituale dieses Volkes sind? Ich meine, man bewegt sich wirklich auf einem engen Pfad. Ein kleiner Schritt zur Seite und schon haben Sie jemanden schwer beleidigt. Mich wundert es nicht, dass es so viele Schwerverbrecher bei den Telauer gibt.", McKay war noch immer fasziniert von diesem Volk und redete beinahe ununterbrochen über die herrlichen Probleme dieses Volkes. Ba'Rina, die ihr fast gegenüber saß, fielen fast ihre Augen zu.

"Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Sie ihre Atmung wesentlich optimieren können, wenn Sie mehr mit den Zwerchfell atmen anstatt mit der Brustmuskulatur?", warf Ysdi ein, McKay verstummte. Die beiden Frauen blickten ihn mit großen Augen an.

"Ja... Natürlich.. Wie kommen Sie jetzt darauf, Ysdi?", antwortete McKay.

"Nun, ich habe Sie in den letzten drei Tagen genau beobachtet, da ist mir das aufgefallen! Ist Ihnen bewusst, dass wenn Sie ihr Essen nur einmal mehr kauen, dass..."

"Sagen Sie, haben Sie auch etwas von der Konferenz mitbekommen?", unterbrach der Counselor den Androiden.

"Welche Konferenz?", erwiderte er und fing kurz danach an zu grinsen, während McKay noch größere Augen bekam, "Hab ich Sie!", sagte er.

Plötzlich krachte es, das Licht kurz fiel aus, die Alarmsirene ertönte, sie wurden kurz durchgeschüttelt, irgendein Dampf strömte aus, einige Funken flogen, dann war es ruhig, ruhig bis auf das bedrohliche Piepen des Bordcomputers.

Balwok stand schon an der Waffen- und Sicherheitskonsole.

"Das war eine Suchmine. Sie ist zum Glück nicht zu nah an unserem Shuttle explodiert und die anderen auch nicht.“

"Die anderen?", McKay richtete sich hastig auf, "Welche anderen?"

"Das war eine Falle, eine Art Minennetz. Ich nehme an der Fallensteller wird bald auftauchen.“

"Er hat zumindest geschafft, was er wollte.", Ysdi bewegte sich schnell von einem Punkt zum anderen, prüfte und justierte das ein oder andere, "Wir verlieren Kühlmittel, der Hauptcomputer samt Navigation ist zunächst irreparabel zerstört. Von außen ließe sich aber was machen. Wir können unsere Geschwindigkeit nicht lange halten."

"Es gibt hier irgendwo einen Klasse-M-Planeten. Vielleicht können wir da landen?", McKay versuchte sich an dem überwiegend dunklen Display zu orientieren.

Ysdi zeigte auf einen Punkt: "Notlanden, meinen Sie! Dort war der Planet."

"Notlanden?", kam die Frage zurück, Ysdi nickte. Dann ruckelte es, das Subraumfeld brach zusammen, blitzartig sank die Geschwindigkeit des Shuttles, ein grünlicher Planet wurde rasch größer.

"Injektoren sind ausgefallen. Steuerdüsen ebenso.", Balwok wirkte irgendwie aufgeregt.

Das Shuttle trat in die Atmosphäre ein. Die Hülle begann schnell zu glühen. Wie ein gleißender Feuerball raste die kleine Zelle gen Erdboden zu. Alles ging sehr schnell. Es gab nur einen logischen Ausweg.

In der einen Sekunde sahen sich Balwok und McKay den Tod ins Auge, in der anderen sahen sie auf einem Hügel stehend ihr eigenes Shuttle abstürzen und mit einem dumpfen Donnern in einem Berg verschwinden. Die drei Sonnen brannten den verblüfften Sternenflottenoffizieren im Gesicht.

Nur Ysdi rieb sich die Hände: "Nun, da wir hier nun ohne Kommunikationsmittel erst mal festsitzen. Wie wär’s mit ein wenig Urlaub?"

Er erntete dafür bei weitem keine netten Blicke.

"Na, den Hauptcomputer werde ich jetzt wohl nicht mehr reparieren können!", fügte er noch achselzuckend hinzu.

---OBERFLAECHE

Roland Keller war gerade am einschlafen gewesen, als er den Flugkörper in die Atmosphäre eintreten sah. Fast augenblicklich wach, sprang er auf und ließ die Sensoren seines Shuttles aktiv suchen, wobei sich herausstellte, dass es sich um ein Shuttle in Sternenflottenklassifikation handelte. Sofort sah er nach seiner Reitechse, aber die war gerade auf Jagd und ohne Geschirr, also blieb ihm nichts anderes übrig, als seinerseits die Hauptdirektive zu gefährden. Er räumte sein Shuttle leer, warf einige Exponate zur Seite und aktivierte die Impulsaggregate, kurze Zeit später war er bereits abgehoben und suchte sich durch die Schluchten einen Weg, bei dem er so wenig wie möglich auffallen würde.

Am Absturzpunkt angekommen, landete er langsam und fuhr sämtliche Sensoren auf volle Leistung. Dem Steinvolk würde dieses Auftreffen nicht lange unbemerkt bleiben und so mussten die Spuren bis zum nächsten Sonnenaufgang minimiert sein. Er beobachtete weiter und scannte den Bereich nach Lebenszeichen und die Umgebung nach größeren Konzentrationen von Silikaten.

---ABSTURZSTELLE

Seine Sensoren hatten drei Bioformen gefunden, nach der DNA ein Mensch, ein Halbklingone und ein Konstrukt mit biologischen Komponenten. Für den Bruchteil einer Sekunde aktivierte er die Innenbeleuchtung, um auf sich aufmerksam zu machen, dann stieg er aus und ging auf die drei Personen zu. Als sie ihn sahen, nahm die Halbklingonin eine aggressive Haltung ein und Roland blieb stehen. Er verstand ihr Misstrauen, schließlich war er ihr Erstkontakt auf diesem Planeten, also blieb er in ausreichender Entfernung stehen. "Roland Keller, Archäologisches Amt der Föderation, Mars. Willkommen auf Durinian..." Sie blickten ihn eine Weile an, aber sie schienen ruhiger zu werden. "In Anbetracht der Hauptdirektive schlage ich vor, dass sie die Restspuren ihres Shuttles vernichten, denn hier leben Wesen, die meines Wissens noch keinen Kontakt mit uns hatten und nicht über den Warpantrieb verfügen. Danach werde ich sie zu meiner Forschungsbasis bringen, wo wir vor Entdeckung sicher sind. Wer von ihnen ist der ranghöchste Offizier?" Der Android trat vor und Roland nickte ihm kurz zu. "Die Langreichweitenkommunikation ist in diesem System schwer, aber in einer Woche wird ein Schiff vorbeikommen und sie mit aufnehmen. Bis dahin schlage ich vor, dass sie versuchen, mit dem Planeten klar zu kommen. Sehen sie es als unfreiwilligen Urlaub, Urlaub ist es zumindest bei mir..."

Der Halbvulkanier, nur in eine enge schwarze Kombi gekleidet, die seine schmale Körperform hervorhob, machte sich daran, sein Shuttle wieder auf Unterlichtflug vorzubereiten. Sicherlich hätte er eine Kommunikation auf lange Reichweite aufbauen können, wenn er mit dem Shuttle aufstieg, aber das Risiko des Entdeckens war zu groß und er hatte es nur für Notfälle mit runterbeamen lassen. Er wartete, dass die anderen ihn ansprechen würden.

In diesem Moment bebte der Boden. Es dauerte nur Sekunden und der Berg, in dem das Shuttle gestürzt war, stürzte mit einem riesen Lärm ein. Als Krönung stieg eine graue Rauschwolke hoch.

Ysdi runzelte seine Stirn: "Nun, ich denke, dass sich das mit den Spuren verwischen erledigt hat. Allerdings wird wohl das stille Örtchen nicht mehr lange Ruhig bleiben. Lassen Sie uns erstmal von hier verschwinden.", er machte einen Wink und die drei stiegen in das Shuttle ein, "Darf ich vorstellen: Master Chief Balwok und Chief McKay. Ich bin Ensign Ysdi. Wir kommen von der USS Mirage. Urlaub, sagen Sie? Wie gefällt Ihnen der Gedanke, Mrs. Balwok?"

Irgendetwas oder jemand erwiderte eine Art Knurren aus dem Inneren des Shuttles.

Das Shuttle hob ab. Im Tiefstflug bewegte es sich auf ein recht kahles Feld zu. Von irgendwoher ertönte ein Schrei, der stark an eine Flugechse erinnerte. Ein sanfter Wind streifte über die Urwaldbäume, die eine beträchtliche Höhe haben, und begleitete die untergehenden Sonnen.

---BASIS

Nach langem Flug über flachen Feldern in einigen Schluchten und Waldschneisen landete das Shuttle inmitten von Ruinen, die wohl einst eine Art Ritualstätte dargestellt hatten. "Es tut mir leid, dass dies nicht Risa ist, aber machen sie sich ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich." Roland fuhr die Systeme des Shuttles wieder herunter und ließ nur die Sensoren aktiviert, dann ging er zu dem Lager, dass er aufgeschlagen hatte: Ein Thermozelt bildete das Zentrum des provisorischen Lagers, um das herum mehrere riesenhafte Ausrüstungsgegenstände von einer zerbrochenen Schale bis zu einer zwei Meter langen Axt lagen.

Etwas weiter hinter sah man einige verschlossene Standarttransportkoffer und ein urtümlich anmutendes Jagdgewehr mit Schallabsorber, neben dem ein Bath'leth und ein irdisches Jagdrapier hingen, daneben Jagdmesser und eine Kapuzenrobe. Wortlos ging der Halbvulkanier an einen der Koffer, öffnete ihn und verteilte selbsterhitzende Mahlzeiten, aus einer Laune heraus kochte er nebenbei Tee. "Sie werden feststellen, dass hier nachtsüber maximal Hitze Licht ausstrahlt, um diesen Stützpunkt nicht zu gefährden. Wir liegen hier hoch genug, dass man das Licht weit sehen könnte und ich pflege mich an die Direktive zu halten.

Wenn sie nachts etwas Licht brauchen, gehen sie ins Shuttle, dunkeln die Scheiben ab und aktivieren das Licht erst dann, sollten sie eine Notdurft verrichten müssen, dort hinten sind Schaufel und Klopapier - versuchen sie vorher ein paar Schritte weiter weg zu gehen. Lampen mit abgedunkelten Rotlicht können sie erhalten, ansonsten empfehle ich DAS:" Eine merkwürdig aussehende Brille wurde aus einer Tasche der Kapuzenrobe gezogen und an das Thermozelt gehängt. "Zum Schlafen empfehle ich Zelt oder Shuttle, wenn die Damen es wünschen, können sie das Thermozelt beziehen. Eins noch, bevor wir essen: Ein Freund von mir, eine zwei Schritt hohe Echse, könnte an das Lager herantreten. Erschrecken oder töten sie ihn bitte nicht, er wird sie jedenfalls nicht angreifen, wenn er nicht irgendwie dazu gezwungen wird.

Am besten ist, sie wecken mich dann." Die Stimme des Halbvulkaniers klang emotionslos und er schien sich weder für die Gründe des Absturzes noch für das Konstrukt Ysdi zu interessieren, andererseits sah man auch Müdigkeit in den Augen Kellers. Plötzlich schien er wieder hellwach. "Mirage sagten sie? Prometheusklasse unter einem vulkanischen Fleet Captain, nicht wahr?" Ruhig fing er die verwunderten, teils misstrauischen Blicke der Anderen auf. "Sie standen auf der Auswahlliste der Schiffe, den ich nach meinem Urlaub hier zugeteilt werden könnte. Interessant... sehr interessant..."

Ysdi inspizierte gerade einige halb versteckte Analysegerätschaften, natürlich nicht ohne eines davon einzuschalten. So ertönte aus seiner Richtung ein leises Säuseln kombiniert mit einem flackernden blauen Schimmern, welches schnell wieder erstarb.

Das Konstrukt drehte sich um und sah wie Ba'Rina in ihrer etwas barschen Weise antwortete:

"Nun, danke sehr, Herr Keller, für die Belehrung, aber entgegen ihren Vorstellungen wissen wir wohl, wie wir uns hier draußen zu verhalten haben. Und danke, ich schlafe lieber im Freien!", damit drehte sie dem Halbvulkanier den Rücken zu und entfernte sich einige Schritte von ihm.

"Nun", lenkte McKay ab, "Das ist richtig. Darf man fragen, was Sie auf unserem Schiff wollen?"

Froh über die erste nicht aggressive oder misstrauische Reaktion, lächelte er McKay kurz zu. "Das archäologische Amt, dem archäologischen Rat der Föderation angegliedert, pflegt seit der Entdeckung des iconianischen Portals ihre Mitarbeiter auf Schiffen der Sternenflotte unterzubringen, da diese auf ihren Reisen manchmal in Gebiete vordringen, die noch nicht klassifiziert sind. Der Vorteil ist, dass wir auf Dinge stoßen können, bevor sie andere Völker entdecken und ihre Funktion verstehen können. Und jetzt ist es an der Zeit, dass ich auf ein neues Schiff versetzt werde. Die Mirage stand auf der Liste der möglichen Kandidaten."

Der Android hielt zwischenzeitlich die merkwürdig aussehende Brille in der Hand. Ein typischer Restlichtverstärker, ein wenig veraltet zwar, aber er wird schon seinen Dienst verrichten. Vorsichtig legte er das Gerät wieder zurück an seinen Platz.

"Ist es möglich, das Volk zu besuchen?", fragte Ysdi plötzlich, "Natürlich würden die Einwohner sich nicht bewusst werden, dass wir nicht von hier kommen. Wir müssten uns halt anpassen. Diese Vorgehensweise ist zumindest logisch und wesentlich effektiver als die Grabschätze zu analysieren.", Ysdi wusste welche Reaktion Keller geben würde und setzte deswegen gleich noch einen drauf, "Die Hauptdirektive behandelt die Nichteinmischung. Wir mischen uns aber nicht ein, sondern studieren die Eingeborenen und wenn sie dies bereits als Einmischung betrachten, dann gehört wohl plündern der Grabschätze allemal dazu."

McKay hatte die ganze Zeit mit den verschiedensten Zeichen versucht Ysdi zum Stillschweigen zu bewegen, aber dieser hat sich davon nicht irritieren lassen, nun lächelte sie nur verlegen den Vulkanier an und hob ihre Schultern.

Die rechte Augenbraue Kellers hob sich leicht, als Ysdi anfing zu reden, und als er weitersprach, konnte man Unglauben und leichten Zorn spüren, der größer wurde, als man auf "Grabschätze" zu sprechen kam. Es schien, als würde nur McKay dafür sorgen, dass der Halbvulkanier sich ansatzweise unter Kontrolle hatte. "Ensign, wenn sie es schaffen, ein vier Meter hoher STEIN zu werden, kein Problem, und dann lernen sie noch ihre Kommunikation und lassen flüssiges Glas durch ihren Körper laufen! Und was ihre "Grabschätze" angeht, es sind Replikate von Opfergaben und Bergungen aus einer Müllhalde. Nicht mehr, nicht weniger... Ich würde vorschlagen, dass sie erst fragen, bevor..."

Ein kleiner Schrei ertönte aus dem dunklen. Dann war eine Art Kampfgetümmel zu hören. Spätestens als "Ich werde dir zeigen, wer hier wen beißt!" ertönte, wusste jeder, wer da geschrieen hatte.

Roland Keller sah in das Dunkle. Sonst wäre er vielleicht stehen geblieben, aber durch das Gespräch war er zornig genug, kurz das Bath'leth zu greifen und mit angespannten Körper in Richtung des Schreies zu rennen.

"Wären Sie Basani, Ysdi, dann würde ich es Ihnen sofort abnehmen, dass Sie sich in einen großen Stein verwandeln könnten, oder Sie wären gleich Dr. Charon," meinte McKay gelassen und trottete Keller hinterher, nicht genau wissend, ob der Halbvulkanier besonnen genug sein würde, Ba'Rina nicht mit dem Bath'leth aufzuspießen.

"Es war doch nur eine kleine Frage", bemerkte Ysdi noch.

---WILDNIS VOR DER BASIS

Keller rannte weiter auf den Kampflärm zu, bis er sah, mit wem die Halbklingonin rang: Eine Schrittgroße Raubechse musste sie mit einem der aufrecht gehenden und Pflanzen fressenden Echsen der Umgegend verwechselt haben, obwohl die Klingonin keinen Schwanz trug. Gerade versuchte die Echse, nach ihrer Wade zu schnappen, als die Klingonin den Kopf festhielt und in die Unterseite des Tieres trat. Roland sprang aus nächster Nähe gegen das Tier und zog das Bath'leth durch dessen Körper, worauf die Echse von der Halbklingonin abließ, aber noch genug Energie zu haben schien, um den Halbvulkanier anzugreifen. Einen Schwung später wurde der Kopf der Echse vom Körper getrennt und beide fielen zu Boden. "Hätte ich auch alleine geschafft.", hörte Roland, der mit Schmerzen im Körper wieder aufstand und sich auf keine Diskussion einlassen wollte. Wortlos wischte er das Blut vom Bath'leth und ging wieder auf das Lager zu, wo er versuchte, sich gegen eine Ruine zu legen und zu schlafen, wohl wissend, dass ihn die Anderen nicht in Ruhe lassen würden.

Doch die drei Neuankömmlinge flüsterten nur noch miteinander, manchmal war auch ein leises Kichern zu hören und gerade das war es, was Keller nun doch keine Ruhe ließ. Er konnte sich gut ausmalen, wie die drei über ihn lästerten, und das ging nicht spurlos an ihm vorüber.

Dabei unterhielten sie sich nur über die verfangenden Geschehnisse und Höhepunkte, während der Sicherheitskonferenz. Natürlich fiel auch der merkwürdige Wissenschaftler ein-, zweimal ins Gespräch, aber man begründete sein Verhalten mit seiner vulkanischen Herkunft.

"Natürlich kann ich mich nicht in einen Stein verwandeln, Mrs. McKay. Ich wollte nur ein wenig den Gesprächsstoff brisanter machen. Nun wissen wir ein wenig mehr über die Einwohner hier."

Wenig später legten sich auch McKay und Balwok zur Ruhe. Die Halbklingonin legte sich irgendwo draußen hin, während McKay im Thermozelt verschwand. Es war kaum eine halbe Stunde vergangen, als er von allen dreien ruhige, gleichmäßige Atemgeräusche vernahm. Ysdi sah sich rum und stocherte einen Augenblick lang in das imaginäre Feuer. Er blickte auf. Irgendwer beobachtete ihn.

Dank seiner hochauflösenden Augen konnte er auch ohne Brillenkonstrukt nachts genauso gut sehen wie tagsüber und so bemerkte er einen aus einem Gestrüpp ragenden Echsenkopf, dessen misstrauischen Augen den Lagerplatz inspizierten. Den Androiden, welcher sich nicht bewegte, schien es dabei zu ignorieren. Nach einiger Zeit wagte sich das mächtige Tier aus seinem Versteck und begann langsam und schnüffelnd in Richtung der schlafenden Balwok zu schleichen. Dabei musste es zwangsläufig an Ysdi vorbei.

Die Echse war nun ganz nah, als er nur freundlich sagte: "Na, Du?"

Mit einem Satz sprang sie zurück und schaute fast Kopf an Kopf das merkwürdige Objekt an, das gerade eben gesprochen hatte. Die beiden schauten sich lange tief in die Augen. Irgendwann hob Ysdi seine Hand und hielt einen hellen Stein in seiner Hand. Damit spielte er vor den Augen der Echse, die fasziniert zusah. Nach einer Weile legte sie sich hin, ließ aber den spielenden Stein nicht aus den Augen.

Irgendwann ging eine der drei Sonnen auf und jemand vom Rest des Teams wachte auf und musste sich erstmal ungläubig die Augen reiben, bevor man das glauben konnte, was sich da am Lagerplatz abspielte.

"Sind sie des Wahnsinns fette Beute? Wer zur Hölle hat ihr Positronengehirn verbockt? Und welcher Idiot hat SIE zum Offizier der Sternenflotte gemacht?" Die Stimme Kellers klang beinahe verzweifelt, aber er fing sich recht schnell wieder. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zu den aufgehängten Waffen und schnallte sie sich um, dann legte er die Kapuzenrobe darüber an, die Hitze ignorierend, die von einer dreifachen Sonne ausging. Dann griff er nach einer Seilkonstruktion und zog sie über den Kopf des Tieres, das sich dagegen nicht zu wehren schien und kurze Zeit später saß er auf dem Rücken der Kreatur. Ysdi konnte Tricorder und Datenpad aus der Kleidung des Halbvulkaniers ragen sehen. "Bin zum Mittag zurück, der Replikator steht zu ihrer Verfügung." Zur Verwunderung Roland Kellers bewegte sich sein Reittier nicht vom Fleck und so blickte der Halbvulkanier nochmals auf Ysdi, Reaktionen abwartend.

Ysdi hob seine linke Augenbraue. Eine derartige Reaktion hatte er von einem Vulkanier nicht erwartet, noch dazu zu solch einer Situation. Immerhin war er so laut gewesen, dass Ba'Rina erschrocken aufgesprungen war und sich in einer Art verschlafenden Kampfeshaltung erstmal orientierte.

Ysdi antwortete währenddessen trocken: "Man wird nicht zum Offizier gemacht, Herr Keller, sondern durch Leistungen und Taten. Ich glaube nicht, dass Ihnen ein derartiges Werturteil über meinen Konstrukteur und meine vorgesetzten Offiziere zusteht, nachdem wir vor 14 Stunden und 23 Minuten gerade mal Erstkontakt hatten. Man bedenke, dass Sie mehr als die Hälfte der Zeit geschlafen haben.", dann lächelte er wieder freundlich, "Aber ich werde Ihre Beurteilung gerne weiterleiten. Eine gute Jagd, Herr Keller!"

Ysdi tätschelte noch einmal die Echse und machte einen Wink, worauf sich diese erhob und sich erstmal räkelte und streckte, dann wollte sie sich aufmachen und Kellers Anweisungen befolgen. Ysdis rote Augen musterten scharf den Vulkanier. Dabei legte er tiefe Falten in seine Stirn. Er hörte, wie sich hinter ihm in dem Zelt ebenfalls etwas bewegte.

"Zumindest ihr Umgang mit Tieren hat was. Legen sie sich doch eine eigene Nachtechse zu, die findet man häufiger. Ein weiterer Vorschlag. Sie begleiten mich, so können sie noch mehr über die Kultur kennen lernen und unser Kleiner hier", der Halbvulkanier tätschelt die Echse, "bekommt ein wenig Freilauf und kann alleine jagen gehen. Was meinen sie, kommen sie mit, oder bleiben sie hier?"

"Aber natürlich!", bemerkte Ysdi nur und sah wie der Vulkanier seine Echse wieder entkleidete. Einen Augenblick später verschwand sie dann im Dickicht.

Die beiden gingen im Anschluss eine Zeit lang wortlos tiefer in den gigantischen Urwald hinein. Ysdi bemerkte eine Vielzahl von ungewöhnlichen Tierarten. Manchen traute man gar nicht zu, dass sie existieren konnten. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel machte Ysdi eine merkwürdige Bemerkung:

"Wussten Sie eigentlich, Herr Keller, dass die Spezies Ihres so genannten Reittieres eine gewisse Intelligenz aufweißt? Ich meine damit nicht die typischen tierischen Verhaltensweisen. Ich habe die heutige Nacht damit verbracht das Wesen mit einigen einfachen Logikrätseln zu beschäftigen. Es hat im jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen und... es scheint mit der Mimik zu kommunizieren, kaum wahrnehmbar zwar, aber doch sehr eindeutig!"

"Ensign, sie haben sicherlich bemerkt, dass ich die Echse "Freund" genannt habe. Was denken sie, warum, hm? Abgesehen davon haben auch Tiere eine Intelligenz, die ganze Völker übersteigen kann. zumal wir biologisch gesehen eh alles Tiere sind." Langsam ging Roland weiter, die Waffe in Pirschhaltung tragend. "Aber sie haben Recht, die Echsen hier haben eine herausragende Intelligenz, fast mit der von Elefanten oder dem vulkanischen Krin vergleichbar. Hätte sich der Kleine nicht das Bein gebrochen, hätte ich auch versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Wussten sie, dass man ein Bath'leth auch als provisorische Schiene benutzen kann? Sehr multifunktionell, so eine Waffe... Jetzt muss ich nur noch lernen, damit aus einem Zweikampf lebend herauszukommen... Wo waren wir, ach ja, ich vergaß. Intelligenz von Echsen... Ich bezweifele, dass sie eine Kultur schaffende Lebensform sind, aber vielleicht werden sie es mal. Schade nur, dass keiner von uns das je erleben wird... Na gut, sie vielleicht... sagen sie mir es dann, wenn sie zufällig eine Zeitreise machen. Wie lange hat ihr Team eigentlich vor, auf diesem Planeten zu bleiben?"

"Wie soll ich sagen, Herr Keller. Ein Aufenthalt hier auf dem Planeten war nicht gerade geplant. Es wird Sie erfreuen zu hören, dass unser Shuttle durch getarnte Suchminen beschädigt wurde. Der Minenleger wird sicherlich keine Probleme haben unsere Spur zu verfolgen, zumal wir uns wirklich Mühe gegeben haben genug Antriebsplasma abzulassen. Der Minenleger wird wohl versuchen den Preis für seine Minen wieder einzuholen. Ich habe gehört, dass der Sklavenhandel in diesem Teil der Galaxie recht blühen soll. Um auf ihre Frage zurückzukommen, die Aufenthaltsdauer hängt ganz davon ab, wer uns zuerst findet: die USS Mirage oder unser Jäger.", redete Ysdi.

Keller war stehen geblieben. Es war unglaublich, wie gelassen der Android diese Information herausgab. Noch dazu fast einen Tag nach ihrer Ankunft. Ysdi drehte sich zu Keller um, der sichtlich Probleme hatte seine vulkanischen Prinzipien einzuhalten.

"Wir können hier nichts machen und sind gestrandet. Mit ihrem Shuttle können wir nicht flüchten. Sobald wir den Orbit verlassen, sind wir Fischfutter. Sobald wir ein Signal schicken, werden uns auch alle anderen finden. Vielleicht verfügt der Planet ja über eine Hintergrundstrahlung, so dass wir nicht gescannt werden können, vielleicht aber auch nicht. Es war nicht nötig Sie in Kenntnis zu setzen."

"Nicht nötig?", Keller fiel es offensichtlich schwer den nächsten Ausbruch seiner Emotionen zu verhindern.

"Nun beruhigen Sie sich mal. Wahrscheinlich wird uns niemand hier finden. Sie haben ihr Lager ja mitten auf einer Boralium-Schicht aufgebaut. Da findet uns keiner."

Wortlos ging Keller weiter und ließ den Androiden stehen. Dieser musterte diesen eigenartigen Vulkanier kurz, drehte sich um und ging wieder zurück ins Lager.

Die Besatzungsmitglieder der Mirage hatten den Halbvulkanier mittlerweile zumindest ein wenig kennen gelernt, obwohl er ständig mit irgendetwas beschäftigt sein schien, und wenn er gerade meditierte. Er versuchte, dem Androiden und der Halbklingonin aus dem Weg zu gehen, McKay aber schien er keine Antipathie entgegen zu bringen.

Seine "Nachtechse" ließ er nach einer Weile frei und ging alleine auf die Jagd, immer wieder Beute mitbringend und sich nur bei strömenden Regen auf den Replikator verlassend, den er eigentlich nur zum Duplizieren von "Artefakten" verwendete, die er danach wieder an die Opferstätten des Steinvolkes zurückgab.

Drei Wochen nach dem Absturz des Shuttles aktivierte sich das Shuttle Roland Kellers auf einmal selbst und der im Halbschlaf befindliche Forscher ging hinein. Bevor er wieder herauskam, wurden sie alle in den Hauptladeraum eines Schiffes gebeamt, der sich als Frachtraum der NCC Excalibur, einem Forschungsschiff der Nova- Klasse, herausstellte. Die Überraschung wich kurz der Angst, als mehrere Sicherheitsleute mit Phasergewehren - zu viele für ein Forschungsschiff - in den Laderaum kamen und sie einkreisten. Die Waffen von Ysdi, McKay und der Halbklingonin waren durch den Phaserpuffer verschwunden, nach ihrer Identifizierung wurde ihnen aber ein Gemeinschaftsquartier zugeteilt, Roland Keller zum Rapport auf die Brücke gerufen.

---NCC EXCALIBUR

Auf der Excalibur war der Alltag einfach und eintönig. Die meisten an Bord trugen die Uniform von Medizin- und Wissenschaftspersonal. Einige, wie Roland Keller, gingen in ziviler Kleidung durch das Schiff und wenn man durch das Schiff ging und zählte (oder wie Ysdi einfach die Dateien überprüfte), gab es achtzig Männer und Frauen auf diesem Schiff, davon mindestens zwei Dutzend Sicherheitsleute und drei Dutzend Wissenschaftler (von denen ein halbes Dutzend nicht der Sternenflotte angehörte) Des weiteren schien hier nie Pause zu sein: Die Holodecks waren unentwegt in Benutzung, der Hauptcomputerkern stellte kaum Gigaquats zur Verfügung und auf den Gängen vor dem Quartier der Drei war immer mindestens eine Sicherheitskraft zu sehen.

Das störte den Androiden aber nicht. Er wanderte quer durch das Schiff und wich der einen oder anderen Sicherheitskraft aus. Er konnte so einiges über die Forschungen aus dem Computer entnehmen, der Zugriff war natürlich unautorisiert. Ysdi fand aber keine interessanten Forschungsprojekte. Es waren lediglich Kartographiemissionen, Forschungsergebnisse über neue Pflanzenformen und fremde Kulturen verzeichnet. Nichts was auch nur eine kleine Energiezelle benötigte.

Ysdis Besuch im Maschinenraum enttäuschte ihn nur noch mehr. Eine so rückständige technische Ausrüstung hatte er noch nie gesehen. Außer mürrische Blicke war da nichts zu holen. Ihm blieb also nichts weiter übrig als zurück zum Quartier zu gehen und McKays wiederholte Ausführung von der Konferenz anzuhören.

Es dauerte nicht lange, bis sie sie auf einen Abfangkurs zur Mirage wechselten, als sei dieses Schiff nur dazu gedacht, Forscher von einem Punkt zum Anderen zu bringen und dabei so viele Forschungen wie möglich durchzuführen. Die Überführung von der Excalibur zur Mirage war einfach: Roland Keller flog die anderen drei mit seinem Privatshuttle und seiner persönlichen Habe zum Hauptshuttlehangar.

Warum Keller sich ausgerechnet an diese erste Begegnung mit der Crew erinnern musste, blieb für ihn noch lange Zeit ein kleines Rätsel. Auf jeden Fall lehrte ihn diese Begegnung wie viele andere auch, wie eigensinnig und -artig die Crew der Mirage doch war.


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