Captain Rothe schluckt hart, als er das eben gehörte verdauen will:
"Miß Neroi, bitte wiederholen Sie!"
Nymphe Neroi versucht passende Worte zu wählen, um nicht wieder in
irgendein Fettnäpfchen zu treten.
"Sir, ich wurde von Mr. Rixx beauftragt, eine Mitteilung zu machen.
Entschuldigen Sie die Störung! Es wäre besser, wenn Sie sich hinsetzen
würden! Ich muß Sie leider darüber informieren, daß wir Ihren Ersten Offizier
Miß Duvalle nicht retten konnten. Mr. Rixx hat wirklich sein bestes gegeben.
Es tut mir wirklich leid!"
Schlagartig weicht sämtlich Luft aus Rothes Lungen. Er fühlt sich in die
Polster gepreßt, als würde ein schweres Gewicht auf ihm lasten.
'Duvalle tot!' fährt es durch seine Gedanken. Hinter seinen Schläfen
rauscht das Blut, benebelt seine Sinne. Die Sicht verschwimmt vor seinen
Augen, ihn schwindelt, und für einen winzigen Moment droht er das
Bewußtsein zu verlieren. Doch ehe es dazu kommt, reißt er sich zusammen,
denkt daran, wer er ist, WO er ist!
Er ist der Captain dieses Sternenschiffs. Von seiner Entscheidungskraft hängt
das Wohl der gesamten, achthundertköpfigen Besatzung ab. Er ist für diese
Leute verantwortlich und darf sich nicht einfach gehen lassen.
Rothe faßt sich. Der Schock über den Tod Duvalles ist ihm äußerlich
nicht anzusehen - doch in seinem Innern wütet ein Sturm der Gefühle, der
ihn fast zu überwältigen droht. Wäre Carpenter hier, dann hätte er wohl
in seinem Gesicht lesen können wie in einem Buch, auch wenn er keine
telepathischen Fähigkeiten besitzt.
"Wie sieht es mit dem Kontakt zum Außenteam aus?"
"Durch den Ausfall eines der beiden Generatoren beim Fremdschiff sind wir
in der Lage, zu senden und zu empfangen, Sir", bestätigt Tom Furston. "Das
Reaktorleck hat lediglich eine Menge Störstrahlung hervorgerufen, die ein
herkömmliches Beamen nicht möglich macht. Wenn Musterverstärker verwendet
werden, können wir unsere Leute problemlos da rausholen!"
"Danke, Mr. Furston. Lokalisieren Sie den zweiten Generator und richten
die Phaser darauf aus. Wir geben dem Außenteam eine letzte Chance. Wenn es
ihnen nicht gelingt, Carpenter und Wang zu holen, dann vernichten wir diesen
Generator. Vielleicht gelingt es uns dann, unsere Leute dort hinauszubeamen,
wenn die Gefahr auch groß ist, das ganze Schiff in Stücke zu reißen, wenn
der zweite Generator hochgeht."
Rothe berührt den Kommunikator. "Außenteam, hier Captain Rothe. Ensign
Lalas, gehen Sie mit voller Kraft rein. Finden Sie Carpenter und Wang! Wenn
notwendig, setzen Sie Waffengewalt ein und nehmen das Schiff Zentimeter für
Zentimeter auseinander. Empfohlene Phaserstufe 6 - um sicher zu gehen, daß
Sie Ihre Gegner auch ausschalten!"
"Verstanden, Sir!" bestätigt Thomas Lalas.
Dorian Landry ist etwas frustriert über die neue Situation, gibt aber den
neuen, vom Captain befohlenen Kurs ein und wartet auf das Kommando des
Captains.
Creman Matthias Furbo tritt an den Kommandosessel heran.
"Captain, weil wir uns im Moment in einer schwierigen Situation befinden,
empfehle ich Ihnen , daß ich mich in einen riceanischen Dauerschlaf, eine
Art Winterschlaf versetze. Weil im Moment meine Kräftereserven schon
ziemlich aufgebraucht sind, haben Sie dann später
einen starken Offizier im Dienst, außerdem, wenn es sein sollte, daß das
Schiff besetzt wird oder so, bin ich zur Stelle. Außerdem wäre es ziemlich
logisch, daß diese Mission bald zu Ende ist...", quasselt seine Stimme,
die so schnell spricht, daß man ihr kaum folgen kann.
Rothe runzelt die Stirn. Hilfesuchend blickt er sich zu Furston um, erntet
jedoch nur ein Schulterzucken.
'Ricaner!' denkt der Captain. 'Vielleicht sollte ich mich bei Gelegenheit
mit deren Eingenarten vertraut machen. Aber so, wie er gerade dahergeredet
hat, kann man ihn wohl momentan überhaupt nicht gebrauchen. Carpenter soll
sich mit ihm beschäftigen... falls er je lebend gefunden wird...'
Laut sagt der Captain dann: "In Ordnung, Mr. Furbo! Ziehen Sie sich in Ihr
Quartier zurück und halten Sie Winterschlaf. Melden Sie sich umgehend bei
mir, wenn Sie Ihre Kräfte regeneriert haben! Wegtreten!"
Furbo verläßt die Brücke und begibt sich in sein Quartier.
Inzwischen sieht Crewman Isaac verdutzt den Captain an. Es geht dabei um die
Mitteilung von Rothe, daß die georteten Schiffe nur Projektionen sind.
"Sir, ich bezweifle, daß das Schiff, welches offenbar nunmehr verringerte
Energiereserven besitzt, in der Lage ist, ein Hologramm über eine so weite
Entfernung hinweg zu projizieren."
"Sie kennen die Technologie der Fremden nicht, Mr. Isaac!"
wirft der Captain ein.
Isaac antwortet:
"Ich gehe aber davon aus, daß dieses Schiff wohl doch nicht so einzigartig
war, wie wir vermutet haben."
Rothe:
"Laut Tommoks Bericht hat Kelly Dughal bestätigt, daß nur ein Schiff der
Fremden aus dem Triangulum hierher verschlagen wurde."
Isaac wendet sich sich langsam wieder den Konsolen zu, in Erwartung der
Dinge, die da noch kommen werden...
Gerade als sich jeder wieder beruhigt und anderen Aufgaben zuwenden will,
gelingt es Isaac ein weiteres Mal, die Aufmerksamkeit der Brückenbesatzung zu
erregen.
"Sir, ich empfange neue Koordinaten. Es sind jedoch nicht die selben Schiffe
wie vorhin. Es scheint, als ob diese Schiffe sich auf dem gleichen Kurs
befinden.
Ich analisiere die Struktur der neuen Schiffe. Captain... es sind die
Borg... und sie befinden sich ebenfalls auf direktem Abfangkurs. Sie werden
in weniger als 3 Minuten hier sein!"
Rothe stemmt sich aus seinem Sessel und marschiert statt zu Isaacs Station
zur Taktik. Er drängt Furston ein wenig zur Seite und läßt seinen Blick
über die Kontrollen fliegen. Furston runzelt die Stirn und sieht den Captain
entgeistert an, als dieser die Werte abliest. Dann begibt sich Rothe zur
wissenschaftlichen Station von Crewman Isaac.
"Hm, Sie sind entschuldigt, Mr. Isaac. Als Crewman konnten Sie das mangels
Wissens und Erfahrung nicht feststellen. Wir haben hier offenbar eine
Fehlfunktion Ihrer Instrumente. Die Taktik zeigt jedenfalls nur das eine
Fremdschiff und ein paar Asteroiden an."
Rothe tippt an das Komm. "Brücke an Maschinenraum. Wenn Mr. Tommok oder
Miß Garrison die Güte hätten, sich einmal um die wissenschaftliche
Station Nummer zwei auf der Brücke zu kümmern? Danke. Rothe Ende."
An Isaac gewandt fährt er fort: "Warten Sie, bis einer der beiden Ingenieure
hier ist, und erklären Sie ihm oder ihr die Sichtung, damit der Schaden
behoben wird."
---
"Mr. Rixx, ich werde mich jetzt weiter um die Verletzten kümmern!"
Nymphe Neroi bewegt sich wie in Trance auf David Sheldons Bett zu und
versorgt ihn weiter. Mit ihren dunkelgrünen Augen blickt sie Sheldon
traurig an.
"Oh, wenn das alles vorbei ist, werde ich mich in meinem Quartier verkriechen
und eine Tasse betazoidischen Tee trinken. Es ist nicht leicht, die Gefühle
einer Sterbenden zu verarbeiten!" seufzt sie.
"Wir müssen alle mit diesem tragischen Verlust fertig werden", erwidert
Sheldon leise. "Commander Duvalle war ein hervorragender 1. Offizier. Wir
werden sie sehr vermissen. Wenn ich Ihnen irgendwie weiterhelfen kann, wenn
Sie mit jemanden reden wollen, stehe ich zur Verfügung..."
Sheldon weiß auch, daß wahrscheinlich nichts, was er in dem Moment sagen kann,
Nymphe Neroi helfen kann. Die Erfahrung, die sie gerade gemacht hat, liegt
außerhalb seines Vorstellungsbereiches. Wenn doch nur der Counselor hier
wäre. Er wüßte sicher, was zu tun ist. Ratlos schaut er sich im Raum um...
Tranos Kopf sinkt leicht nach unten. Duvalle Tot! Seine erste Außenmission
und gleich Verluste, für die er als einer der Sicherheit die Verantwortung
hatte. Auch Smith läßt nach dieser Meldung leicht den Kopf sinken, auch wenn
sie beide wissen, daß sie alles mögliche unternommen hatten.
Neroi und Rixx schauen noch kurz auf die Tote Duvalle und lassen sie dann
von Pflegepersonal wegbringen. Beide drehen sich um und kommen auf Sheldon
und Trano zu. Trano läßt Rixx mit gelassener Ruhe die Glassplitter aus
seinem Gesicht entfernen, während Sheldon von Neroi verarztet wird. Mit
Verachtung sieht Trano das Gejammere und Gewimmere von Sheldon, der
anscheinend ganz vergessen hat, daß er ja Schmerzmittel verabreicht bekommen
hat. Die alte Mitleidsnummer, um bei Frauen zu landen, typisch Sheldon.
"Sheldon, jetzt weiß ich, warum Sie bei der Wissenschaft sind, und nicht bei
der Sicherheit". Das mußte einfach raus, auch wenn Rixx ihn ermahnt, sich
nicht zu bewegen. Mit einem zufriedenen Lächeln lehnt sich Trano zurück, um
den Pfleger besser an sich arbeiten zu lassen.
Bei diesen Äußerungen platzt Sheldon der Kragen. "Mr. Trano, bei allem
Respekt, darf ich Sie daran erinnern, daß ICH ihnen das Leben gerettet habe,
während SIE eigentlich für die Sicherheit zuständig waren. Und weil wir
gerade von 'Sicherheit' reden - während SIE für die Sicherheit
zuständig waren, ist Commander Duvalle gestorben. Ich glaube, das haben Sie
vergessen. Zum Glück hatten wir nicht noch mehr solches Personal wie Sie
dabei, sonst wäre wohl keiner mehr lebend zurückgekommen."
Langsam beruhigt sich Sheldon wieder.
"Ich werde Ihnen zugute halten, daß Sie im Moment offensichtlich nicht mehr
Herr Ihrer Sinne sind, aber vertrauen Sie bei der nächsten Außenmission
besser nicht mehr darauf, daß ich Sie wieder aus der Schußlinie ziehe..."
'Verdammtes Schlitzohr', denkt Sheldon noch bei sich, bevor er sich wieder
zurücklehnt. 'Hoffentlich muß ich nicht mehr allzulange mit Ihm auf der
Krankenstation verbringen.'
An Rixx gewandt fährt er fort:
"Mr. Rixx. Ich würde es vorziehen, wenn mein Aufenthalt auf der
Krankenstation hier so kurz wie möglich gehalten werden kann..."
Rixx:
"Da unsere Lage im Moment so kritisch ist, und jeder Mann gebraucht wird,
werde ich mein Möglichstes tun, damit Sie in wenigen Stunden die
Krankenstation wieder verlassen können.
Falls ein Notfall eintritt, bei dem Sie das Geschehen extrem positiv
beeinflußen können, so gebe ich Ihnen die Erlaubnis, die Krankenstation zu
verlassen."
"Hören Sie zu, Sheldon!", höhnt Trano plötzlich weiter. "Das waren über 100
Cyborgs. Ich finde es auch sehr schmerzlich, was Duvalle da zugestoßen ist.
Aber jeder, der zur Sternenflotte geht, kennt das Risiko. Ich oder auch Smith
können uns ja nicht vor jeden stellen. Daß sie mich da rausgezogen haben
ist außerdem logisch. Auch wenn
wir Meinungsverschiedenheiten aus vergangenen Zeiten haben, sind wir
trotzdem ein Team und beide bei der Sternenflotte. Das hat etwas mit
Pflicht zu tun, und nicht mit lächerlichem Heldentum oder sonst
irgendwelchem Kinderkram. Auch wenn ich Sie nicht leiden kann, würde auch
ich ihnen helfen in so einer Lage. Eigentlich sollten wir unseren Streit
aber nicht in der Öffentlichkeit
austragen. Ich schlage Ihnen deshalb vor, wir beide treffen uns mal im
Holodeck, wenn hier alles vorbei ist und Sie nicht an Ihrem Gejammere
draufgegangen sind."
Mit fester Miene läßt sich Trano zurücksinken.
Nach etwa 5 Minuten ist Rixx mit ihm fertig und geht Neroi zur Hand, um den
wimmernden Sheldon unter Kontrolle zu halten. Während dieser Zeit nimmt sich
Trano ein Pad und kontrolliert die Kommandostruktur der Sicherheit.
"Computer, jetzt wo der 1. Sicherheitschef nicht mehr lebt, wie sieht die
derzeitige Rangfolge in der Sicherheit aus. Auf das Padd übertragen." Die
Daten treffen ein und Trano studiert sie intensiv.
Computer: "Sowohl der Sicherheitschef, als auch sein Stellvertreter befinden
sich nicht an Bord. Captain Rothe hat noch niemand neues in diese Position
befohlen, so daß weiterhin Lieutenant Reo Sicherheitschef und Lieutenant
Seban Vegat sein Stellvertreter ist. Ranghöchster Sicherheitsbeamter ist
momentan Ensign Tom Furston als diensthabender Offizier der taktischen
Station."
Smith lehnt sich auf seinem Biobett zurück und schließt die
Augen. Nein, das durfte einfach nicht sein. Commander Duvalle - tot, Wang
und Carpenter vermißt oder ebenfalls tot.
Und er war mit Trano für die Sicherheit des Teams verantwortlich gewesen.
Verdammt, warum hatte er nicht mehr getan? Doch jetzt war nicht die Zeit, um
sich Vorwürfe zu machen. Und so richtet er sich auf und geht auf Rixx zu.
"Mr. Rixx, Ihre Sorge um uns ist schön und gut. Aber daß Sie uns noch
einen Tag zur Beobachtung hier behalten wollen, ist doch etwas übertrieben!
Die Lage ist zu gespannt, als das wir hier einen auf Urlaub machen können."
Doch die Aussicht, hier auf dem Krankenbett zu liegen und
von Nymphe Neroi liebevoll versorgt zu werden, läßt ihn an
seinen eigenen Worten zweifeln. Doch schließlich siegt der
Diensteifer, als er bedenkt, daß hauptsächlich nur
männliches Personal die Krankenstation belagert, und wendet
sich wieder Rixx zu.
"Und wie ich Slong so betrachte, ist er auch schon wieder zu
neuen Taten bereit. Sir, Sie müssen mich schon auf das
Biobett fesseln, wenn Sie uns hier behalten wollen. Und ich
glaube nicht, das Mr. Trano, jetzt im Dienst, Lust auf
Fesselspiele hat! Also wenn Sie keine zwingenden Gründe
vorzuweisen haben uns hier zu behalten, werden wir uns
in die Sicherheitsabteilung begeben."
Smith wendet sich an Trano, und schaut ihn fragend an.
Trano verfolgt das Gespräch von Smith und Rixx.
Trano: "Sie haben recht Smith, ich
sehe vielleicht noch etwas schlecht aus, ich bin aber wieder fit. Also
lassen sie uns auf die Brücke gehen und sehen was wir weitere machen können."
Rixx schaut ihn an und weiß, daß er Recht hat.
Daraufhin entschließt er sich, ihn und Trano gehen zu lassen.
"Smith, Sie und Trano können wieder ihrem Dienst nachgehen.
Ich glaube, ich kann es verantworten, Sie in einer so ernsten Lage aus der
Krankenstation zu entlassen."
Mit dem letzten Satz springt Trano auf und geht mit Ensign Smith mit
der Zustimmung von Rixx in Richtung Brücke, ohne Sheldon auch nur eines
weiteren Blickes zu würdigen.
---
Als die beiden Ensigns der Sicherheitsabteilung die Brücke betreten,
staunen sie nicht schlecht, wie voll es hier geworden ist. Neben Tom
Furston befindet sich auch ein Crewman aus der Sicherheitsabteilung am
hinteren Kommandostand, kein Grund also, noch mehr Sicherheitspersonal
herzubeordern.
Captain Rothe:
"Mr. Smith, Mr. Trano, momentan gibt es hier nichts für Sie zu tun. Ich
möchte, daß Sie ins Sicherheitshauptquartier auf Deck 7 gehen und dort
Ihre Berichte über die vergangene Mission schreiben, insbesondere über den
Verlust von Lieutenant Commander Duvalle. Sobald wir zurückgekehrt sind,
werde ich mich vor der Admiralität rechtfertigen müssen."
---
Tommok betritt den Maschinenraum und trifft dort Tina Garrison sowie Crewman
Savok an.
"Miß Garrison, ich bin Lt.Tommok, der Chefingenieur. Es freut mich, Sie
kennenzulernen"
Lieutenant Garrison nickt dem Vulkanier freundlich zu. Tommok redet weiter:
"Lieutenant, welches sind Ihre Spezialgebiete? In welchen Bereichen waren
Sie bisher tätig?"
Nach einem kurzen Blick auf die Computer-Konsole betätigt Tommok erneut
seinen Kommunikator:
"Tommok an Ensign Fox und Crewman Savok: bitte melden Sie sich im
Maschinenraum. Ensign Takleh: wir benötigen Sie ebenfalls im
Maschienenraum. Tommok Ende."
Das Zwitschern des Computers ertönt: "Ensign Fox befindet sich nicht an
Bord der Daventry. Sein gegenwärtiger Aufenthaltsort ist laut
Logbucheintragung das fremde Schiff."
Savok tippt Tommok auf die Schulter. "Ich bin bereits hier, Sir."
Tommok versammelt Garrison, Savok und Takleh, der aus der Shuttlebucht
hierher beordert wurde, um sich. Takleh schaut überrascht drein, denn er
gehört der logistischen Abteilung unter Ensign Thoran Sunfire an und kann
sich beim besten Willen nicht vorstellen, was der Chefingenieur von ihm
will. Doch Tommok ist der ranghöhere Offizier, und so hat Sunfire Takleh
ziehen lassen.
"Kommen wir gleich zur Sache:", meint Tommok dann. "Es wird notwendig sein,
den Traktorstrahl so zu modifizieren, daß er vom Energiefeld nicht mehr
reflektiert wird.
Alternativ wäre es möglich, zu versuchen, das entsprechende Energiefeld
des fremden Schiffs auf irgendeinem Weg zu deaktivieren. Unser zweites
Problem sind die sich möglicherweise nähernden Schiffe.
Wir sollten uns den Sensorenaufzeichnungen widmen und zusätzliche Scans zur
Lokalisierung dieser Schiffe durchführen. Ich bitte um Vorschläge und
Ideen zur genaueren Vorgehensweise."
---
Motti schaut Ensign Lalas und dem Doc nach, als sie das Shuttle verlassen.
"Tschiba, holen Sie die Phasergewehre aus dem Schrank und
lassen Sie uns Ihnen folgen", sagt Cyrana.
Ensign Fox und Ensign Motti verlassen als nächstes das Shuttle, dicht gefolgt
von den Crewmen Seth und Tschiba.
Motti nimmt seinen Tricorder und scannt die Umgebung.
"Ich empfange hier zwei sehr schwache Lebenszeichen. Augenblick mal... da
ist noch etwas. Es scheint so, als ob der gute Counselor seinen
Kommunikator nicht mehr ausschalten konnte", sagt Ensign Motti und schaut
in die Runde. "Empfangen Sie das auch, Seth?"
Das Signal ist sehr schwach. Es hat den Anschein, als wenn es durch
irgendetwas gedämpft wird.
"Vielleicht liegt er in einer Art Versorgungsröhre, ähnlich unseren
Jeffrey-Röhren", vermutet Motti.
Plötzlich hat er eine Idee. "Julian, können Sie aus
dem Shuttlecomputer die Koordinaten der Explosion extrahieren? Vielleicht
war ja Carpenter dafür verantwortlich, wurde aber bei seinem Sabotageakt
verletzt. Das würde zumindest das stehende Signal
seines Komunikators erklären."
Als Ihn seine Kammaraden kritisch angucken, fällt ihm auf, daß das alles
etwas spekulativ erscheint. "Es
ist doch einen Versuch wert, oder wollt Ihr lieber hier herumstehen?"
"Mit dem Shuttlecomputer???", fragt Julian Fox skeptisch. "Also, Sie als
Pilot sollten wissen, daß dieser Computer veraltet und fast schon so
überfordert ist - dies gilt für die gesamten Typ 6 Shuttles!!! - wir
werden wohl oder übel ganz altmodisch vorgehen und dem Signal folgen
müssen! Außerdem bezweifele ich, daß Carpenter neben dem Explosionspunkt
stand und darauf gewartet hat, daß da was in die Luft fliegt!"
Im gleichen Moment fügt Ensign Fox noch "War aber ne' gute Idee!" hinzu,
als er bemerkt, daß er diese Worte zu hart ausgesprochen hat.
Dann greift er zu seinem Tricorder und
maschiert in Richtung des nächstgelegenen Lebenszeichens. Der Rest des
Teams folgt ihm in einigen Metern Abstand... Schließlich erreicht er einen
größeren Raum, der mit Computern vollgestopft ist. Auf einer
Konsole ist ein Bild dieser Sekion zu sehen, auf dem ein
Lüftungsschacht rot hervorgehoben ist, und da die Lebenszeichen ebenfalls
aus disem Schacht kommen, klettert Fox mit den Worten "Was hatten Sie hier zu
suchen, Mr. X?" in den Schacht...
Etliche Biegungen und einige
Abschürfungen später: Fox betätigt seinen Kommunikator:
"Fox an Motti, ich bin jetzt etwa 100 Meter diesen Schacht
entlanggekrochen und die Spur wird deutlicher, Moment, warten Sie..."
20 endlos erscheinende Sekunden später meldet sich Ensign Fox erneut:
"Außenteam, hier Fox, ich habe Carpenter, ich wiederhohle, ICH HABE IHN
GEFUNDEN...!!!"
Als Ensign Fox langsam auf Carpenter zukriecht,
faßt er in etwas nasses. Da der Schacht nicht beleuchtet ist, muß er
erst einmal die Lampe auf die Flüssigkeit richten.
"Blut - in Mengen! Man Carpenter, haben Sie ein Loch im Bauch???" - keine
Antwort. Fox, mittlerweile von oben bis unten mit Carpenters Blut beschmiert,
aktiviert die mitgeschleppten Musterverstärker und betätigt anschließend
seinen Komunikator:
"Ensign Fox an Daventry -
Nottransport direkt auf die Krankenstation!!!"
Motti entspannt sich sichtlich und hörte auf, in den
Lüftungsschacht zu glotzen. Er hat sich Vorwürfe gemacht, weil er Ensign Fox
alleine gehen lassen hat, aber nun ist er froh, daß sie ihren Auftrag
wenigstens zur Hälfte geschafft haben, ohne auf irgendwelche Cyborgs zu
treffen, und daß sie Carpenter lebend gefunden haben. Er hebt seinen
rechten Arm zur Brust und betätigt seinen Kommunikator: "Motti an Fox.
Verstanden Julian. Wie geht es dem Counselor? Sind Sie in der Lage ihn
alleine zu bergen, oder soll ich Ihnen jemanden schicken, der ihnen hilft?"
Fox' Antwort geht in einem Schrei von Cyrana Seth unter, als genau in diesem
Augenblick einige von den Cyborgs in
den Raum, in dem Motti&Co sich befinden, marschieren. Da keine
Verbindung mehr zwischen Fox und dem Außenteam besteht, erfahren
die anderen natürlich nichts von dem Beamvorgang.
Nach mehreren kurzen Phasersalven aus seinem Gewehr aktiviert Ensign Motti
erneut seinen Kommunikator: "Motti an Daventry und an Ensign Lalas. Haben
Carpenter in einem Lüftungsschacht gefunden, Zustand unbekannt. Liegen
derzeit unter schwerem Feuer. Sind in einem Raum, der wie ein Kontrollraum
aussieht, gefangen. Erbitten sofortige Unterstützung."
---
"Hier Ensign Lalas, bin mit Dr. Basani unterwegs... haltet durch!" Basani
blickt ständig auf den Tricorder und Lalas fuchtelt wie wild mit seinem
Phaser umher; diese Cyborgs können ja praktisch aus dem Nichts
auftauchen. Zwei Minuten später kommen beide zum 'Schlachtfeld'. Basani
und Lalas versuchen, das Feuer der Cyborgs auf sich zu lenken, um die
2. Gruppe etwas zu entlasten.
---
"Motti, verdammt, was ist bei Ihnen los ??? Melden Sie sich..."
Genervt lehnt sich Fox an die Wand des Lüfttungschachtes.
"Kaum rettet man den einen, läuft schon beim nächsten was schief!!!"
Dann macht er sich, so schnell es ihm möglich ist, auf den Weg zum
zurückgebliebenen Außenteam. Am Luk angekommen, blickt er vorsichtig in den
Raum. Dann läßt er sich schnell und lautlos hinter einer Konsole auf den
Boden fallen. Cyrana Seth ist gleich beim ersten Aufblitzen der Phaser in
Deckung gegangen. Vorsichtig bewegt sie sich
auf die Tür zu, durch die die Cyborgs überraschend gekommen waren, um sie
von hinten anzugreifen und die Tür zu sichern. Ihr kommt ein Gedanke, der
sicher nicht sehr heldenhaft ist, aber im Moment liegt Motti blutend auf dem
Boden, Tschiba hat alle Hände voll mit den
Cyborgs zu tun und von Fox ist nichts zu sehen. Also richtet sie das
Phaserfeuer auf die Tür und verriegelt den Eingang. Dann bringt sie den
letzten der eingedrungenen Cyborgs mit einem gezielten Phaserschuß zu Fall.
Ein paar Sekunden des Aufatmens...?
"Ensign Motti? Hey, wo sind Sie..." Aber im selben Moment sieht sie den
Bolianer mit einer klaffenden Wunde am Boden liegen. Er scheint noch bei
Bewußtsein zu sein.
"Es tut weh, nicht wahr?!"
Besondere Freundlichkeit scheint bisher nicht Cyrana Seths Stärke gewesen
zu sein, aber so ein Anblick...!?
Motti sieht die junge Minorin auf sich zu kommen. Ihre blaue Uniform sieht aus,
als hätte man mit ihr den Boden aufgewischt. Er blickt kurz auf seine
Wunde und stellt fest, daß seine Hände nicht in der Lage sind, die
Blutung zu stoppen. Er hört, wie Seth etwas sagte, aber er kann nicht
verstehen, was. Er öffnet den Mund, bringt aber außer einem Ächzen
keinen Ton heraus.
"John, ich habe nichts da, womit ich Ihnen helfen könnte, Dr. Basani muß
in der Nähe sein, ich werde versuchen, ihn zu finden. Bis dahin..."
Mit einem entschuldigenden und halb verlegenen Lächeln
legt sie ihm ihre sechs Finger auf bestimmte Stellen im Brustbereich und
drückt blitzschnell zu.
Der Bolianer versinkt sofort in tiefe Bewußtlosigkeit.
Der letzte Gedanke in seinem Kopf ist,
daß er dies hier Überleben wollte. Schon um seines Vaters Willen.
Cyrana Seth sieht sich
nach einem Behelfsverband um, aber nichts in der näheren Umgebung scheint zu
passen, so löst sie das breite Band, mit dem sie ihr Haar zusammengehalten
hat und bindet die Wunde notdürftig ab.
"Crewman Seth an Daventry."
Cyrana wiederholt den Versuch ein paar Mal, aber
die Kommunikation ist wieder gestört.
'Mist', denkt sie, und da fällt ihr ein, daß es zwischen telepathisch
veranlagten Humanoiden noch ein
anderes Kommunikationsmittel gibt. Mit aller Konzentration sendet sie einen
Hilferuf an Mar Loran, von dem sie weiß, daß er Betazoide ist.
Vielleicht würde es klappen...
Crewman Tschiba taucht im langsam
abziehenden Rauch auf, er sieht ziemlich mitgenommen aus. Ensign Fox kommt
hinter seiner Konsole hervor und blickt auf den am Boden liegenden Motti.
"Wie geht es ihm?" fragt er Cyrana Seth.
Die zuckt nur skeptisch mit den Schultern. Keine Antwort abwartend geht Fox
in Richtung der nun verriegelten Tür.
"Na, die ist zu!" meint er, als er erkennt, daß es wohl keine gewaltfreie
Möglichkeit gibt, die Tür zu öffnen.
"Ensign Fox an Daventry. - Daventry, bitte kommen! - Das fehlte gerade noch,
keine Verbindung mehr zum Schiff!" Fox geht zur nächstgelegenen Computerkonsole
und beginnt, auf den Schaltflächen herumzutippen...
---
In diesem Moment machen sich Dr. Basani und Ensign Lalas bemerkbar:
"Motti, welche Kontrollen sind das in diesem Raum?", ruft Lalas in seinen
Kommunikator, "Wenn wir den Kontrollraum bzw. die Kontrolleinrichtungen
zerstören, beeinflußen wir damit die Cyborgs?"
Er hat den Satz kaum ausgesprochen, da streift ihn ein Cyborg-Schuss. Lalas'
linker Arm ist getroffen, jedoch nicht ernstlich verletzt worden. Basani
will schon seinen Koffer öffnen, als Lalas im entgegnet:
"Nicht jetzt Doktor, es ist nicht so schlimm!"
---
"Na das sieht ja wieder blendend aus..." nörgelt Crewman Seth. Es scheint
ihr nicht ganz klar zu sein, daß sie mitschuldig an dieser Mausefalle ist -
immerhin hat sie den Eingang verriegelt. Doch wenigstens können
sich die Mitglieder des Außenteams genauer im Kontrollraum umsehen...
"Ensign Fox, wo genau haben Sie den Schiffscounselor gefunden?"
Fox beschreibt Cyrana Seth die Stelle. Dann sagt Seth: "Nur gut, daß Sie diese
Behelfsmusterverstärker halbwegs zusammengebaut haben. Apropos - wo sind
die Teile überhaupt abgeblieben?"
Aber Julian Fox hat die Frage offensichtlich überhört. Neugierig sieht
Cyrana Seth sich um. Ein Haufen undefinierbarer Schrott liegt sauber verteilt
überall herum. Sehr gewissenhaft beginnt sie, die herumliegenden technischen
Teile zu untersuchen. Ihre Mitstreiter vom Außenteam mustern die Minorin
mit zweifelnden, verständnislosen Blicken.
"Was'n los Jungs? Ich bin von Haus aus Händlerin - da läßt man eben
nichts liegen... außerdem bin
ich der Wissenschaftsabteilung zugeteilt. Wer weiß, wozu man die Sachen noch
brauchen kann."
Mit diesen Worten legt sie verschiedene Einzelteile fein säuberlich auf
einen Fleck.
Nun sind sie also in der Kontrollhalle versammelt: John Motti, bewußlos,
Cyrana Seth, Julian Fox, Tschiba. Thomas Lalas und Doc Basani sind unterwegs
und immer noch mit den Cyborgs beschäftigt.
Durch Fox' Information wissen sie, daß sich der Counselor mittlerweile auf
der Daventry befindet. Doch was ist mit Mar Loran, dem Piloten der Isaac
Newton? Warum unternimmt er nichts? Was ist mit Dr. Wang? Und wo zur Hölle
steckt Loci, der Borg... hat er sich etwa mit den "Schweden" verbündet...?
---
Loci ist auf eigenen Wegen gewandert. Er erreicht mit voll aktivierten
Lasern, Phasern und Sprengkopfsätzen - Standardborgausrüstung - die große
Halle, in der das Desaster seinen Anfang genommen hatte.
Nur noch zwei Cyborgs halten hier Wache. Der Rest war entweder unter dem
Feuer des Außenteams gefallen oder gerade auf der Suche nach ihnen, bzw.
das Schiff wieder flott zu machen.
Zwei gezielte Phaserschüsse verdampfen die Wächter. Loci rennt zu Dr.
Jason Wang, hievt ihn sich auf die Schultern und wirft einen letzten Blick
auf den bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Körper der falschen Kelly
Dughal, die sie alle in dieses Schlamassel reingeritten hatte.
Achselzuckend aktiviert Loci den Kommunikator. Der Kontakt zum Schiff ist
wieder mal gestört, aber die interne Kommunikation funktioniert noch. So
erfährt auch er, daß Carpenter in Sicherheit ist, und daß die anderen in dem
Kontrollraum eingeschlossen sind.
Ein Webangebot von der Crew der USS Mirage NCC 24866