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Die letzte Sekunde - An die Ruder

HAJO TOM BROEK
ASHLEY TAYLOR
JASON RIPLEY
P.O. BAUER

--- EIN SCHIFF

Ein richtiges Schiff. Mit Wasser um zu schwimmen und Rudern
und Segeln.

Hajo tom Broek, im normalen Leben Steuermann der USS Mirage, stand säuerlichen Blicks an Deck des großen hölzernen Schiffes. Nach der eben vollbrachten Auseinandersetzung mit dem Kapitän hatte er endlich begriffen, warum diese Reise so günstig gewesen war und warum man unüblicherweise zusichern musste, die Reise auch wirklich anzutreten.

Das konnte ja ein toller Landurlaub werden. "Kreuzfahrt auf einem heimeligen Planeten" war gebucht. Der versprochene "reservierte Platz auf dem Sonnendeck" entpuppte sich als Platz auf der Ruderbank. Die angepriesenen "Deckspiele und Gymnastik" bestanden aus dem Vorgang des Ruderns, "Animation und Musik" wurden von einem Trommler dargebracht, der den Rudertakt vorgab. Ab und an unterstützte ihn ein peitschenknallender bulliger Kerl.

"Ein Geheimtipp!" hatte ihm ein Kollege versprochen. Geheim, ja, das war es. Der Planet war nicht auf der offiziellen Liste der sicheren Urlaubsplaneten verzeichnet. "Weil man den da vergessen hat", so der alte Kollege, "ist ja so ein Geheimtipp."

So langsam klärten sich auch die Sonderlichkeiten bei der Anreise. Man wurde mit einem alten Shuttle zu einer urigen klapprigen Raumstation auf einem Mond gebracht und von dort gebeamt. Bei diesem Beamvorgang blieben wegen eines "bedauerlichen technischen Defekts" Dinge wie Kommunikator, Phaser, Tricorder und andere nützliche Dinge auf der Station zurück, die allerdings nachgeschickt werden sollten. Ebenso wie das Gepäck, was man dort dem "Steward" übergeben hatte, der es im Laufe des Tages in die "Kabinen" bringen wollte. Diese Kabine hatte Hajo auch schon gesehen: Ein Massenverschlag im Schiffsrumpf.

Der Steuermann wollte sich gerade vor Wut darüber, dass er mal wieder an der Nase herumgeführt worden war, in den sprichwörtlichen Arsch beißen, als er entsetzt die Augen aufriss. Denn er hatte gerade ein paar bekannte Gesichter entdeckt.

Es war Ripley und sein Kollege Bauer. Die beiden lieferten sich gerade ein hitziges Wortgefecht.

"Und ich hatte Dir gesagt, dass Seth Mouchi nicht umsonst seit mehr als 15 Jahren auf der Akademie rumkrebst! Der glaubt nämlich solche bescheuerten Versprechungen und erzählt diese hirnrissigen Ideen dann noch weiter...", tobte Ripley.

"...und kassiert pro Vermittlung einen Streifen Latinum!", sagte Bauer leise.

"Was? Wie bitte? Er bekommt eine... Provision für Freunde, denen er ihren verdienten Landurlaub zunichte macht?! Obwohl man von Landurlaub hier ja noch nicht mal reden kann... und weißt du auch warum?", erzürnte sich Ripley weiter.

Bauer sah ein wenig unsicher drein. Er wusste offensichtlich nicht was er jetzt sagen sollte.

"Warum?", sagte er noch leiser.

"Weil wir hier auf einem verdammten Schiff sind, mein Gott!!! Ich habe Seth vertraut, diesem andorianischen Mistkäfer, und ich habe Dir vertraut, Bauer! 'Nein, komm doch mit, das wird echt klasse werden... keine Sorge, wir haben unseren Spaß... den Urlaub wirst du so schnell nicht vergessen'. Ich zeig Dir gleich woran ich Spaß hab, Du -", schrie Jason jetzt völlig außer sich.

"Meine Herren?", ertönte eine Stimme hinter Jason. Der drehte sich schnell um.

"Ach... Mr. Broek, ich, äh... was machen SIE denn hier?", fragte Ripley verwundert.

"Ich fürchte, das gleiche wie Sie, meine Herren." Hajo tom Broek wusste nicht, ob er traurig darüber sein sollte, dass in seiner Mannschaft noch mehr solche Trottel waren wie er selber, oder ob er jubilieren sollte, weil er nicht als einziger in diese Falle getappt war. Das wäre nämlich äußerst peinlich gewesen.

Doch für lange Konversation war keine Zeit. Denn hinter den drei Herren knallte eine Peitsche und die drei Offiziere wurden
angeschrien:

"RUHE! HIER WIRD NICHT GEQUATSCHT! HIER WIRD GERUDERT!"

Und sie wurden auf eine Ruderbank getrieben und der Trommelschlag begann. "Immerhin sind wir wie versprochen viel an der frischen Luft", bemerkte Bauer in einem fast zufriedenem Ton. Broek und Ripley sahen ihn entsetzt an. Bauer zuckte mit den Schultern. "Seht es doch
positiv: Es könnte schlimmer sein."

Just in dem Moment begann es zu regnen wie aus Kübeln.

Zu dem lauten Klatschen der Regentropfen gesellte sich das Stöhnen der Urlauber. Wie war das im Prospekt gewesen? Fließend warmes und kaltes Wasser... Die Frage war, wie das warme Wasser hier hin kommen sollte.

"Hey, psst." meldete sich eine kratzige Stimme hinter Hajo. Er drehte sich halb um und sah in ein rotes, unrasiertes Gesicht. Der Mann, zu dem es gehörte, schien diese Reise nicht das erste Mal zu machen.

"Da will jemand was von dir." brummte er und deutete mit dem Kopf eine Reihe hinter sich, in ein weiteres bekanntes Wesen saß.

Ashley Taylor nickte den drei Offizieren zu. Als sie ihnen etwas zu rufen wollte, knallte die Peitsche des Aufsehers erneut, diesmal beängstigend nahe an ihrer Nase, weshalb sie die Begrüßung auf später verschob. Ihr Blick zeigte aber unmißverständlich, dass sie auch ganz und gar nicht amused war mit dieser Art, ihren Urlaub zu verbringen.

Alle vier ruderten nun im Takt.

Jason hatte ja bis vor ein paar Minuten noch gedacht, das alles hier wäre eine Art Gag oder so. Aber es schien wirklich der Wahrheit zu entsprechen: Sie waren hier für die nächsten zehn Tage dazu verdammt diese Galeere mit ihren nausikaanischen Wächtern über die Meere eines verlassenen Planeten zu rudern.

"Hey Föderation!", sagte eine Stimme hinter Jason.

"Ja?", fragte er interessiert und drehte sich um.

Sofort bekam er einen Peitschenhieb ab. Es war einer der Wächter.

"Hier wird euch der Wohlstandsspeck schon wegtrainiert!", prahlte der unglaublich hässliche Nausikaner.

Jason sah verbittert auf. Der Zorn wuchs in seinen Augen. Gerade als er aufstehen wollte, hörte er wie sich rundherum Phaserwaffen entsicherten. Mit einem in der Tonlage steigenden Surren wurde Energie in die Waffen geladen. Es zielten ungefähr 15 Phasergewehre auf Ripley. Auch die anderen "Urlauber" hatten jetzt aufgehört zu rudern.

"Beweg dich und du bist tot, Föderation!", sagte die leise Stimme.

"Das reicht jetzt, Krathon! Tritt zurück!", rief ein weiterer Nausikaaner, der soeben aus dem Unterdeck aufgetaucht war. Er war anscheinend der Captain dieses Seelenverkäufers.

Der Captain ging bedächtig auf eine kleine Treppe mit Podest am Bug des Schiffes zu, stieg sie hinauf und drehte sich oben angekommen langsam zu den "Gästen" um.

"Ich bin Krohal, Captain der Krick'hos. Willkommen in einem Urlaub, den Sie nie vergessen werden...", eröffnete der Captain.

Merkwürdigerweise lachten einige Nausikaaner hämisch.

"Es gibt an Bord nur eine Regel: Arbeitet gut, dann werdet ihr auch gut behandelt. Wenn ihr nicht arbeitet... naja...", fuhr er fort.

Jason sah sich zu seinen Kameraden um, die kreidebleich da saßen.

"Hat jemand der hier Anwesenden dazu noch eine Frage?", fragte der Captain mit gespielter Freundlichkeit.

"Kann man aus diesem Foltergeschäft auch wieder aussteigen?", fragte Ripley interessiert.

Dafür bekam er direkt einen Peitschenhieb.

"Kann man... aber nur tot! Darf ich vorstellen: Euer Heim für die nächsten... na sagen wir mal... 5 Jahre! Länger hat es noch keiner überlebt...", erklärte Krohal und machte eine weite ausladende Geste in Richtung Bug, wo sich der Nebel verzog und eine minenähnliche Konstruktion auftauchte.

Eine riesige Insel mit Kränen, Schienen und jeder Menge Geröll. Es wuselten auf den ersten Blick mehrere hundert Menschen auf dem großen Vorplatz direkt hinter dem Hafen umher. Man konnte schon aus dieser Entfernung Hammerschläge und Peitschenhiebe hören. Alle Anwesenden schluckten und rieben sich die Augen. Jason meinte sogar gehört zu haben, wie Bauer leise sagte: "Computer, Programm beenden!". Aber nichts dergleichen geschah...

Hajos Laune war verdorben. Aber so richtig. Er konnte immer noch nicht glauben, dass auf diese Masche hereingefallen war. "Wat für eine Bauernfängerei!" Bauer sagte: "Stimmt."

"Ach, halten Sie doch die Klappe."

"Ja, Sir."

Peitschenknall.

"Ruhe!"

Wenig später wurden sie auf die Insel getrieben, nur wenige blieben auf dem Schiff als Ruderer zurück. Die Sternenflottenoffiziere standen etwas ratlos zusammen. Broek sah sich unauffällig um. Ob es hier wohl noch mehr von ihrer Sorte gab?

Jedenfalls hatten ihre Peiniger wohl schon Erfahrungen mit der Sternenflotte gemacht, denn Petty Officer Bauer wurde erst mal präventiv von ihnen verhauen - eine Maßnahme, die Hajo tom Broek auf der Mirage vielleicht dulden würde, hier war sie allerdings nicht in seinem Sinne.

Als nächstes bekam jeder von ihnen einen Rücksack mit Steinen, die sie offenbar vollkommen ohne Sinn zu ihrer Unterkunft schleppen mussten. Hajos unpassender Versuch, den Kavalier zu spielen und Taylor ihre Last abzunehmen, endete nach wenigen Schritten in einem kolossalen Zusammenbruch.

Auch nicht gut für Hajos Laune. Hätte man ihm nun eine Knarre in die Hand gedrückt, hätte es einen fulminanten Amoklauf gegeben.

Schließlich landeten sie in einer Wellblechhütte, in der auch ein gutes Dutzend anderer Gestalten hauste. Immerhin stimmte eine Sache aus dem
Prospekt: Halbpension. Frühstück und Abendessen. Die Grütze, die sie bekamen, entsprach jedoch nicht gerade Sternenflottenstandards, geschweige denn Urlaubsansprüchen. Immerhin durften sie dann schlafen (auf dem Fußboden).

[GB: "King-Size-Bett"...]

Hajo war allerdings viel zu aufgewühlt, um auch nur ein Auge zuzutun. Er wandte sich an seine Kollegen. "Lasst uns ihnen die Kehlen zudrücken! Oder haben Sie andere Vorschläge?"

In Ashleys Kopf schwirrten eine ganze Menge Vorschläge: Erschießen, vierteilen, vaporisieren, gaaaanz langsam rösten... Aber leider fehlten ihr für alle Ideen kleine technische Hilfsmittel.

Der Gedanke, diese Aufseher zu rösten gefiel ihr am Besten, was wohl daran lag, dass man dazu ein Feuer brauchte. Sie fröstelte. Der Boden war kalt und hart, ihre Kleidung dagegen ziemlich feucht, teils vom Regen, teils vom Schwitzen.

So weit sie es in diesem dämmrigen Licht erkennen konnte, waren sie die einzigen, die noch nicht schliefen. Anscheinend waren sie die einzigen Neuankömmlinge. Irgendwo neben ihr schnarchte ein zerzaustes und ziemlich übelriechendes Etwas.

"Ich weiß zwar nicht, wie wir hier rauskommen sollen, aber es sollte möglichst schnell sein, weil so -" sie deutete auf das Etwas- "will ich nicht enden."

"...tun es wieder... aber nicht mehr lange... nicht lange..." piepste eine Stimme irgendwo im Dunkeln.

Die Offiziere sahen erst sich erstaunt an, dann in den Raum. Die Stimme war aber wieder verstummt und es hatte sich auch niemand so bewegt, dass es aufgefallen wäre.

"Wie bitte?" fragte Jason einfach in die Runde.

"Hi hi." kicherte die Stimme. "Kein Entkommen... Neue kommen... kein Entkommen..." Das Gebrabbel wurde immer unverständlicher und ging dann in einen lauten, rasselnden Husten über.

"Wie bi...?"

"RUHE!" brüllte jemand von der anderen Seite. "Noch ein Wort, und ich sorg dafür, dass ihr genauso redet wie diese verrückte Piepstimme!"

"Uhhh...." zischte Ashley. "Wie unhöflich!" Sie wartete eine Sekunde, aber als kein neuer Wortschwall rüberkam, flüsterte sie weiter. "Vielleicht kann dieser Kerl uns irgendwie helfen, er scheint schon länger hier zu sein..."

Jason registrierte beschämte Blicke seiner Kollegen. Sie sahen auf den Boden, an die Decke und in die Ecke, aber niemand wollte aufstehen und mit "der Stimme" reden.

Schließlich stand Ripley auf, zog sich seine dreckige Uniform zurecht und schlich in die Richtung, aus der er die Stimme vermutete.

"Hallo? Hallo, sind Sie noch da?", fragte er flüsternd.

"Nicht... kommen Sie nicht näher!", sagte eine zischende Stimme aus der Dunkelheit. Jason blieb abrupt stehen.

"Wie heißen Sie und wie lange sind Sie schon hier?", fragte Jason ruhig, nachdem er sich vergewissert hatte, dass in seiner Umgebung niemand wach war.

"Mein... mein Name ist Paxus, Föderation. Ich bin seit sieben Jahren hier auf diesem Planeten. Sieben Jahre... können Sie sich das vorstellen?!", fragte die Stimme aufgeregt.

"Nein... das kann ich nicht. Kommen Sie mit, Paxus. Ich möchte Sie meinen Kollegen vorstellen..."

"NEIN! Meinen Anblick würden Sie nicht ertragen! Ich bin entstellt von sieben Jahren Sklaverei und Misshandlung", schnellte die Stimme hervor.

"Hören Sie... wir sind Freunde... und Freunde, so viel habe ich bisher mitbekommen, sind hier wichtiger, als sonst wo in der Galaxis", entgegnete Ripley entschlossen.

Es verging eine kleine Weile. Dann trat eine Gestalt aus der Dunkelheit heraus. Einige Umrisse formten sich im fahlen Mondlicht zu einer grässlichen Fratze. Jason schreckte sichtlich zurück. Auch die Fratze wich zurück.

"Kommen Sie!", sagte Ripley dann mit ausgestreckter Hand. Sie gingen zum Rest der Crew herüber.

"Darf ich vorstellen, das hier ist Paxus!", flüsterte Jason seinen Kollegen zu, die bei diesem Anblick leicht in Panik gerieten.

Nur mit Mühe konnte Ashley soweit es ging die Fassung wahren. Dieser Mensch war wirklich kaum noch als solcher zu erkennen. Er war eindeutig unterernährt und hatte bestimmt eine ganze Horde Parasiten. Wie es um seine Psyche stand, konnte sie nur erahnen. Mit angsterfülltem Blick musterte er die Mirage-Besatzung und zwischendurch immer wieder die schlafenden Gefangenen.

"Wie haben Sie hier bloß nur sieben Jahre überleben können?" fragte Jason ungläubig.

Paxus zuckte mit den Schultern. "Arbeiten... arbeiten... gehorchen... arbeiten..."

"Was ist das eigentlich für ein Ort hier?" mischte sich Ashley ein.

"Hölle... dieser Ort ist die Hölle..." Paxus' Stimme zitterte. Immer wieder warf er Blicke über seine Schultern.

"Können wir hier irgendwie fliehen?" wollte Hajo tom Broek wissen.

"Neiiin... haben viele versucht, alle tot..."

"Das wird ja immer besser." murmelte Ashley.

"Kein Ausweg... Wasser zu kalt... kein Land in erreichbarer Nähe... alles bewacht..."

Sie verstummten plötzlich. Nicht weit von ihnen hatte sich jemand geräuschvoll von der einen auf die andere Seite gewälzt.

"Hatte ich mich vorhin irgendwie undeutlich ausgedrückt?" knurrte jemand.

Der Stimme nach zu urteilen war er ungefähr zwei Meter groß und 140 kg reine Muskelmasse.

"Wenn hier nicht sofort Ruhe ist, weiß ich, wer eine Menge Probleme kriegen wird!"

Die Offiziere sahen sich an. Ließen sie sich etwa von so etwas einschüchtern?

Da Hajo tom Broek sich ja eigentlich auf Urlaub eingestellt hatte, war er auch irgendwie innerlich noch in einer entsprechenden Stimmung. Daher kam ihm buchstäblich das Testosteron zu Ohren heraus und außerdem gehörte zu jedem Urlaub eine anständige Schlägerei. Gerade vor einer weiblichen Kollegin.

"Wartet eben mal", sagte der Steuermann zu seinen Kumpanen und bevor die beiden ihn aufhalten könnten, verschwand er in der Dunkelheit. Es rumpelte, es pumpelte, es klirrte und krachte. Andere Gefangene beschwerten sich im Halbschlaf, waren aber von ihrer täglichen Arbeit wohl zu erschöpft, um einzugreifen.

Schließlich hörte man ein paar unterdrückte Rufe, ein paar tippelnde Schritte und schließlich ein "Hab ich dich!" des Steuermanns, gefolgt von einem überraschten "Nein! Das gibt es nicht! Das hab ich ja noch nie gesehen!"

Hajo kehrte zurück mit einem zappelnden Etwas unter dem Arm, dass mit der bereits bekannten tiefen knurrigen Stimme immer wieder rief: "Lass mich los! Ich werde dein Herz essen!" Der Steuermann hatte einen zwergwüchsigen Klingonen aufgegabelt.

"Ein Taschen-Klingone!" entfuhr es Ripley. "Das ist Grog", sagte Paxus verächtlich. "Der einzige, der hässlicher ist als ich und der einzige hier, der keine schwere Arbeit verrichten muss. Weil er zu schwach ist! Er wird nur geduldet, weil er in die engen Wartungsröhren kriechen kann..."

"Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich dir für diese entehrenden Beleidigungen die Kehle aufschlitzen!" knurrte der laufende halbe Meter. Dann eifrig zu den Sternenflotten-Offizieren: "Ich kann euch helfen zu fliehen. Wenn ihr tüchtig seid - und den da", er wies auf Paxus, "für mich verhaut."

"Nanana!" Hajo meinte Hajo väterlich. "So geht das aber nicht, kleiner Mann. Wie sind doch alles friedliche Leute" Während Grog ihn finster musterte, bemühte Hajo zum ersten Mal seit langem seinen Verstand.

Diese beiden hier, Grog und Paxus, waren genau die richtigen Helfer für sie. Sie waren die einzigen beiden mit Lagererfahrung, die noch nicht geistig vollkommen abgestumpft waren. Außerdem hatte der eine einen Plan, der andere offensichtlich gesunden Menschenverstand. Die drei Sternenflottenoffiziere mussten das nur koordinieren.

Blieb zunächst das Problem zu lösen, dass die beiden sich offensichtlich auf den Tod nicht ab konnten...

Ashley gähnte herzhaft. Der Tag war doch anstrengend gewesen. Sie würde sofort einschlafen, wenn sie sich jetzt hinlegte, kalter Boden hin oder her.

Diese Nacht konnten sie eh nichts weiter unternehmen. Zumindest ihrer Meinung nach. Sie sollten sich das Lager erst einmal bei Tag ansehen und nicht blind diesen Gestalten vertrauen.

Paxus brummte irgend etwas unverständliches vor sich hin. Anscheinend hatte Grog ihn aber sehr wohl verstanden. Er sprang auf, was ihn auch nicht größer machte, und wollte Paxus an die Kehle springen. Zu seinem Pech stoppte ihn Hajo mit einem gezielten Griff in den Kragen.

"Schluß jetzt mit euch!" mischte sich Ashley Taylor ein. "Wenn ihr beiden nicht sofort aufhört, dann -" Tja, dann was? Sollte sie ihnen mit Entzug des Nachtisches drohen? bei dem Essen wohl eher eine Belohnung. "-dann sagen wir den Aufsehern, dass ihr fliehen wollt!"

Das war natürlich alles andere als überzeugend und klang auch nicht wirklich so. Grog hörte auf, wild mit den Armen um sich zu schlagen und verzog das Gesicht. Er schwankte noch zwischen höhnischem Gelächter und angsterfülltem Blick.

"Ich bin friedlich." knurrte er. "Dieser Idiot ist selber schuld, wenn ich ihn verprügeln will! Er provoziert mich immer!"

"Da musst du halt drüber stehen." meinte Jason trocken.

[GB: :o)]

"Ok, du hörst auf, ihn zu ärgern, und du hörst auf, dich ärgern zu lassen! Klar?" Ashley sah die beiden abwechselnd mit einem strengen Blick. "Und jetzt würde ich gerne ein bisschen schlafen. Ihr seht auch so aus, als wenn ein bisschen Ruhe euch gut tun würde."

Hajo tom Broek riss das Kommando an sich. "So. Nu ist gut gewesen! Heute wird geschlafen und morgen wird geflohen!" Keine hatte Einwände, also tat man das. Zunächst zumindest den ersten Teil.

Am Morgen war allerdings erst mal nicht daran zu denken. Die ganze Hütte wurde zum Steineklopfen abkommandiert. Hajo protestierte zwar immer wieder lautstark, von wegen Anwalt und Föderationsbürger und ähnliches, aber nachdem er dann zum siebenten Mal was auf die Fresse bekommen hatte, war auch er erst mal ruhig. "Barbaren", raunzte er noch einmal leise.

Doch der Flucht-Vorsatz war noch nicht gestorben. Die scharfsinnigen Sternenflottenoffiziere hatten nämlich das Hauptquartier der Schurken
ausgemacht: Eine kleine der Insel vorgelagerte Insel. Dort stand eine Wellblechhütte mit vielen Antennen. Und die Chefs, die da drin waren, kamen nie raus.

Kommunikation mit den Schergen lief wohl über handelsübliche Kommunikatoren, interessant war aber der Austausch von Gegenständen. Dies lief nämlich über eine enge Röhre, die durch das Wasser verlief und eine kleine Schienenbahn enthielt. Diese zu bewachen war wiederum der am wenigsten schwierige Job der Bewacher. Daher wurde er auch von der unfähigsten Bewacherin verrichtet. Ja, von einer Bewacherin. Einer ganz sensiblen Nausikaanerin, die sich schon vor Spinnen ekelte.

Der Blick der Sternenflottenoffiziere fiel auf Grog und Paxus. Ihnen kam ein ganz aussätziger Plan...

Die beiden langjährigen Mienenarbeiter sahen sich an. In ihren Augen spiegelte sich Abscheu vor einander, aber auch ein ungutes Gefühl, dass der Blick der Sternenflottenoffiziere hervorgerufen hatte. Vorsichtshalber schüttelte Paxus schon mal den Kopf.

"Nein! Was auch immer... Nein!"

Das Grinsen der Offiziere verstärkte sich nur.

"Du weißt doch gar nicht, auf was ich hinaus will.", meinte Hajo ungerührt.

"Ich bin zwar hässlich, aber nicht dumm. Er ist hässlich und dumm, aber ich nicht!" Paxus machte eine abwertende Handbewegung in Richtung Grog, woraufhin der seine gelben Zähne bleckte und Paxus an die Gurgel wollte.

"Schluß jetzt!" fuhr Jason dazwischen.

Das laute Knallen einer Peitsche ließ sie alle zusammenzucken. Ein Nausikaner näherte sich ihnen und schwang dabei bedrohlich mit der Peitsche. Irgendwie, wahrscheinlich hatte er heimlich jahrelang daran geübt, traf er mit einem einzigen Hieb alle Offiziere und die beiden Arbeiter.

"Zurück an die Arbeit!" gröhlte er und holte erneut aus. Doch bevor er diesmal treffen konnte, hatten sie sich schon in rettende Entfernung gebracht.

"Ich halte es hier nicht mehr länger aus! Ich muss hier weg und wenn ich diese zwei Typen eigenhändig durch die Röhre prügele!" zischte Ashley.

Gegen Abend trafen sie sich wieder alle in der Hütte. Jetzt oder nie. Zwar weigerten sich Paxus und Grog immer noch, die ihnen angedachten Rollen zu spielen, aber darauf nahm keiner Rücksicht.

"Du lenkst diese Wächterin ab, Paxus, und du kriechst durch die Röhre, Grog. Das ist ja wohl so was von einfach, das kriegt selbst ihr hin! Und wenn du auf der Insel bist, setzt du einen Funkspruch ab, fertig."

"Ja, klar. So einfach ist das.", brummte Grog.

"Ok, dann los!"

Der Plan war 1A. Wenn nur die beiden Schießbudenfiguren mitspielen würden. "Hört mal. Wenn ihr uns helft, wird sich die Sternenflotte erkenntlich zeigen...", versuchte es Hajo tom Broek.

Ausnahmsweise waren sich Paxus und Grog mal einig. Von der Sternenflotte hätten sie nichts zu erwarten, weil sie beide auf diversen Föderationsplaneten etwas auf dem Kerbholz hatten.

Allerdings wurden sie schnell einsichtig, als Hajo ihnen vorrechnete was passieren würde, wenn die Sternenflotte dann irgendwann einmal auf dem Planeten auftauchen und es sich herausstellen würde, welche unrühmliche Rolle sie gespielt hatten: Nur ein einziger möglicher Fluchtplan, und die beiden hätten ihn zunichte gemacht. Hajo schaffte es glaubhaft zu machen, dass die Sternenflotte gute Folterknechte besaß.

[GB: Im Namen der gesamten Krankenstation - danke! Man tut was man kann...]

Also ging man an die Ausführung. Paxus näherte sich der Nausikaanerin, während die drei Offiziere die Szenerie aus dem Hinterhalt begutachteten. Die Dame stieß einen markerschütternden Schrei aus, als sie Paxus ansichtig wurde, was für einen kleinen Tumult sorgte.

Flink rannte Grog zur Röhre und versuchte hineinzuklettern. "Himmel, wie kann so ein kleiner Mann so einen fetten Hintern haben!" fluchte Hajo leise, als er sah, wie der kleine Klingone sich mühte. Aus der anderen Richtung kamen bereits einige Nausikaaner um nach ihrem holden Weib zu sehen. Dann machte es leise PLOPP und Grog war verschwunden - keine Sekunde zu früh.

Als Paxus aus den Augenwinkeln sah wie Grog verschwand und hörte wie die Nausikaaner angestürmt kamen, suchte er schleunigst das Weite. Er verkroch sich fürs erste unter ein paar rostigen Rohren und als gerade keiner in seine Richtung sah, rannte er zurück zur Hütte.

Grog kämpfte sich derweil durch die Röhre. Er fluchte in sämtlichen Sprachen, die er kannte und schwor sich, nie wieder für irgendwen auch nur einen Finger zu rühren. Kurz bevor er das Ende des Tunnels erreichte gingen ihm die Flüche aus. Das war auch besser so, weil er sich so nicht direkt verriet. Leise, wenn auch ziemlich ungelenk kletterte er aus dem Schacht und sah sich in dem kleinen Raum um. Es wunderte ihn ein bisschen, dass kein Wächter hier war, andererseits fand er es aber natürlich ganz gut.

Er konnte aufgrund seiner geringen Größe nur schwer auf die Bildschirme sehen. Er fand schließlich einen Stuhl, setzte sich darauf und untersuchte die Tastaturen. Schließlich hatte er die Tasten entdeckt, die er suchte.

So schnell er konnte setzte er das vorher vereinbarte Signal ab. Es enthielt einen kurzen Lagebericht und eine grobe Positionsangabe und Anzahl der Leute, die hoch gebeamt werden sollten.

Jetzt hieß es warten. Diesesmal kroch er durch den Tunnel, ohne zu fluchen. Die Nausikaanerin war immer noch völlig aufgelöst und bedurfte der psychologischen Hilfe einiger anderer Nausikaaner- wie auch immer deren Psychologie aussehen mochte.

Die Sternenflottenoffiziere hatten in der Zwischenzeit Paxus abgeholt und sich zum Treffpunkt etwas weiter außerhalb ausgemacht. Grog folgte ihnen so schnell und unauffällig wie möglich. Die Wächter waren alle damit beschäftigt, ein riesiges, fürchterlich häßliches und tödliches Monster zu jagen. Jedenfalls sagten das einige Mitgefangene auf die Frage, warum kein Bewacher war, wo er hingehörte.

Als ihre Blicke auf Paxus fielen, der ganz offensichtlich das Monster war, zuckte der nur beleidigt mit den Schultern. Keuchend stieß auch endlich Grog zu ihnen. Sie befanden sich jetzt hinter ein paar alten Hallen, wo eigentlich nur sehr selten jemand war.

"Ging alles glatt?" wollte Ashley wissen.

Grog war noch viel zu KO von Laufen, um zu antworten, also nickte er nur.

Und tatsächlich, nicht all zu lange Zeit später, fühlten sie das bekannte Kribbeln, als sie wieder an Bord gebaemt wurden. Ein letzter Blick auf das Lager und schon fanden sie sich im Transporterraum wieder.

Das war nun wirklich kein Urlaub, wie sie ihn sich erhofft hatten!

"Sie sollten mal irgendwem Bescheid sagen und ein paar Truppen da runter schicken. Aber sagt mir dann Bescheid, ich habe noch ein paar Rechnungen offen!", brummte Ashley und die anderen Offiziere nickten.

Aber eigentlich waren sie alle nur froh, wieder zu Hause zu sein und freuten sich jetzt auf eine Dusche und ein richtiges Bett.


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